Verkehrswende: Gut fürs Klima, gut für die Gesundheit

Ein Blick heute Morgen in die DB-App: Warnung vor Verspätungen wegen Stellwerksstörung, hier in Schleswig-Holstein eigentlich der Normalfall. Nachdem wir aus dem Urlaub statt um 23:59 um 2:09 in Kiel waren, dachte ich mir, bei einer Umstiegszeit von 3 Minuten schaffe ich das nicht, gleich den Anschluss-Bus zu bekommen. Also habe ich mein Fahrrad eingepackt; wenn ich das so sehe, mehr als zwei Räder hätten hier keinen Platz.

Aber von vorne: Ich will heute meine Eltern besuchen, sie wohnen in einem kleinen Dorf östlich von Hamburg. Dort ist wie überall bei uns im Norden die Anbindung miserabel.

Busse fahren dort eh nur in der Woche, am Wochenende hat man keine Chance, dort hin oder weg zu kommen. Von Kiel aus würde ich mit dem Auto so etwa 80 Minuten brauchen, wenn der ÖPNV pünktlich wäre, wären das 150 Minuten, also fast die doppelte Zeit. Da es aber fast garantiert ist, dass ich den Anschluss verpasse, könnte ich nochmal zwei Stunden Wartezeit am Bahnhof draufschlagen, denn der Bus verkehrt nur alle zwei Stunden.

Ich bekomme das hin, weil ich mir bei den Besuchen Zeit nehme und mir notfalls das Fahrrad mitnehme, weil das eine nette Radtour ist, wenn es das Wetter wie heute hergibt. Aber es macht deutlich, welche Strecke wir als Gesellschaft noch gehen müssen: Alles ist auf den motorisierten Individualverkehr ausgelegt. Auf dem Dorf kein Auto zu haben, ist fast unmöglich. Die Menschen in den Städten leiden derweil unter dem Autoverkehr, die Städte sind nicht für die Menschen da, die in ihnen leben, sondern für die Autos. Ergo: Mit einer Steuerreform, wie es AKK will, wird es nichts werden, genauso wenig wie mit Senken der MWSt. für Bahntickets. Ja, eine ökologische Steurreform ist wichtig. Aber wir werden nicht um die großen Stellschrauben herumkommen, nicht um klare Gesetze und Verbote, um drastische Investitionen in Bahn, Nahverkehr, klimafreundliche Infrastruktur und letztlich auch für eine Übergangszeit Elektromobilität gerade in der Fläche und raus aus dem Verbrennungsmotor. Es sind nicht die dünnen Bretter, die wir zu bohren haben, wir müssen das ganze Sägewerk neu machen.