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Eine Pandemie, zwei Welten.

In der Pandemie wird ja gerne gesagt, wir säßen allem im selben Boot. Das ist schon nicht wahr, wenn man nur auf Deutschland und andere Industriestaaten des globalen Nordens schaut, wo eindeutig belegt ist, dass die Menschen, die arm sind und die Menschen, die Berufen nachgehen wie Pfleger*innen, Busfahrer*innen, Verkäufer*innen und vielen anderen gesellschaftlich wichtige Berufen mehr, ein viel höheres Risiko haben, an Corona zu erkranken oder zu versterben, als Menschen mit höherem Einkommen oder gar die wirklich Reichen dieser Gesellschaften, die sich deutlich besser vor der Pandemie schützen können.

Noch bitterer ersichtlich wird es, dass niemand im selben Boot sitzt, wenn man die internationalen Verhältnisse betrachtet. Während in den Ländern des globalen Nordens Impfkampagnen so erfolgreich sind, dass eine Diskussion über weitgehende Ausnahmen von Maßnahmen für die Geimpften hier die Debatten zu bestimmen beginnt, ist die Lage in vielen Ländern des globalen Südens, wie etwa in Indien und weiten Teilen Südamerikas alles andere als hoffnungsvoll.

In vielen Ländern Südamerikas ist Sauerstoff derart knapp, dass Sauerstoff oft nur noch auf dem Schwarzmarkt zu bekommen ist. In Indien tobt die Pandemie mit unglaublicher Wucht. Menschen sterben täglich auf den Treppen der Krankenhäuser, weil das Gesundheitswesen nicht im Ansatz in der Lage ist, auf die Masse neuer Infektionen mit der dort grassierenden neuen Virus-Mutante zu reagieren. Den Impfkampagnen im globalen Norden steht der absolute Mangel an Impfstoff in vielen der ärmsten Länder der Welt gegenüber.

Die reichen Staaten Europas und Nordamerikas haben hohe Summen für Impfstoffe und die Stützung ihrer Wirtschaften in die Hand genommen, aber die Menschen in den Staaten des globalen Südens werden weitestgehend mit der steigenden Not in der Corona-Krise allein gelassen. Die postkoloniale Ungleichheit der Welt zeigt sich wieder mal in ihrer ganzen Brutalität.

Es wird Zeit, dass die reichen Industriestatten ihrer Verantwortung gerecht werden und nicht nur sich, sondern auch dem Rest der Welt bei der Überwindung der Krise entschlossen helfen. Wir brauchen eine Freigabe der Patente, eine faire Verteilung der Impfstoffe und eine entschlossene Hilfe für die von der Pandemie zerrütteten Volkswirtschaften vieler Länder im globalen Süden!