11 Lorenz Gösta Beutin Auschwitz Birkenau Tor Des Todes (1)

Gegen jeden Antisemitismus!

Für die antisemitischen Ausschreitungen in den letzten Tagen gibt es keine Rechtfertigung. Wenn Flaggen Israels verbrannt, Synagogen angegriffen oder der Holocaust verharmlost oder gar seine Wiederholung gefordert wird, wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland um ihr Leben fürchten, ist unser Widerspruch und unsere Solidarität mit den Betroffenen erforderlich.

Aktuell werden diese Ausschreitungen aber von Rechten und anderen genutzt, um Vorurteile und Rassismus zu befeuern und Antisemitismus als ein externes Problem darzustellen, als „importiert“ – allein dieser Begriff ist menschenverachtend, degradiert er Menschen doch zu einer Sache. Im Land der Täter, des Holocaust und des Vernichtungskriegs die Schuld abzuwehren, hat eine lange Tradition, begann gleich nach 1945. Dass eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung mittlerweile einen Schlussstrich fordert, passt ins Bild. Doch Antisemitismus ist eben nicht „importiert“, er war vor 1933 Bestandteil der deutschen Geschichte und ist es nach dem Ende des deutschen Faschismus geblieben.

Dass die Geschichte der Staaten im Nahen Osten eng verknüpft ist mit der Geschichte des Antisemitismus hat etwas mit der Funktion des Antisemitismus als einer einfachen „Erklärung“ für komplexe Zusammenhänge zu tun. Zum einen wirkte das NS-Regime auch in die arabischen Staaten, versuchte sich mit ihnen zu verbünden. Zum anderen ist für islamistische Gruppen wie die Hamas, die sich u.a. auf die „Protokolle der Weißen von Zion“ beruft, der Antisemitismus eine willkommene Ideologie um das Ziel der Vernichtung Israels und den Mord an Jüdinnen und Juden zu rechtfertigen.

Wenn jetzt Rechte die antisemitischen Vorfälle nutzen, um ihren Antisemitismus zu verschleiern und ihren Rassismus zu rechtfertigen, sollten wir genau an diese Geschichte erinnern. Dazu gehört, dass Antisemitismus in allen Studien nie ganz in Deutschland ausgelöscht war, weder in Ost noch West. Noch immer teilen breite Teile der Bevölkerung antisemitische Vorurteile, offen oder versteckt. Und die Mörder in München, Halle oder Hanau haben alle in der einen oder anderen Form an eine „jüdische Weltverschwörung“ geglaubt, so etwas wie der Urgrund ihres rassistischen Hasses.

Lassen wir es also nicht zu, dass Holocaust und Antisemitismus verharmlost werden, dass Rassismus und Hass gerechtfertigt werden, von der AfD oder anderen Kräften. Halten wir die Erinnerung an den eliminatorischen Antisemitismus der Nazi-Zeit und seine Opfer wach und stellen wir uns gemeinsam und solidarisch jedem Antisemitismus entgegen